Verliebt ins Blech

Schmiedefeld
Robert Waldmann ist Karosseriebauer aus Leidenschaft.
Kunden aus ganz Deutschland wissen seinen Service zu schätzen.

Von Eva Wagner
Fotos: Thorsten Eckert


Ein alter, komplett auseinander gebauter VW T1 steht in der Garage von Robert Waldmann. Besser gesagt das, was von dem Gefährt bis auf seine verrosteten und verbogenen Grundzüge noch übrig geblieben ist. „Bei diesem Modell, das wir direkt aus Georgia (USA) erhalten haben, müssen wir wirklich die gesamte Grundsubstanz aufarbeiten", beschreibt der 25-Jährige freudestrahlend die Arbeit, die ihn in den nächsten drei Monaten erwartet. Robert Waldmann ist Karosseriebauer aus Leidenschaft. Wo manch einer wohl den nächsten Schrotthändler rufen würde, geht der Oldtimer-, Youngtimer- und Motorradfan, dessen Kalender bereits jetzt bis zum nächsten Frühjahr mit Aufträgen gefüllt ist, erst richtig auf.
Bester Geselle Deutschlands
Nach seiner Ausbildung in Brandenburg nahm der frisch gebackene Geselle an dem "Bundesausscheid des Deutschen Handwerks" teil und sicherte sich dabei den ersten Platz. Bereits bei seinem Ausbil­dungsbetrieb an der Havel hatte der Hobbyangler mit nostalgischen und vor allem teuren Gefährten zu tun. "Wir haben verschiedene Autos für das BMW-Museum in München restauriert", berichtet Robert Waldmann. Privat und beruflich zog es ihn dann wieder in die Heimat, wo er nebenbei in Leipzig die Meisterschule absolvierte. Nach erfolgreicher Beendigung folgte schnell der Weg in die Selbstständigkeit in Schmiedefeld. "Ich habe bewusst klein angefangen und will den Betrieb auch in kleiner Form fortführen", sagt der junge Firmeninhaber.
Für ihn macht es hinsichtlich der Bearbeitung keinen Unterschied, ob es sich um einen Mercedes oder eine DKW handelt — "Blech ist Blech", sagt der Schmiedefelder, der für seine Tätigkeit mittlerweile alle Garagen auf dem elterlichen Grundstück nutzt und auf die Unerstützung der Familie zählen kann. Neben der Restauration gilt besondere Aufmerksamkeit von Waldmann's Firma den „Wünsche-Seitenwagen". „Als Meisterstück habe ich einen halben Seitenwagen hergestellt. Er hängt jetzt bei mir an der Wand und wirkt eigentlich wie ein fertiges Fahrzeug."
SZ Robert Waldmann hat eine besondere Vorliebe für Wünsche-Seitenwagen, die er restauriert. Beim Neubau eines Seitenwagens lässt er die Holzkonstruktion von einem Stellmacher fertigen. Darauf zieht der junge Karosseriebauer dann das Blech.
Der Jungunternehmer baut jedoch nicht nur Modelle, sondern natür­lich auch fahrtüchtige Seitenwagen. „Die Holzkonstruktion, welche die Basis bildet, lasse ich von einem Stellmacher produzieren. Darauf wird dann das Blech aufgezogen. Alte Fahrgestelle werden durch Sandstrahlen gereinigt und anschließend pulverbeschichtet. Verschleißteile müssen ausgewechselt werden. In diesen Bereichen arbeite ich mit Firmen der Region zusammen", sagt Robert Waldmann, der manche Arbeiten in Auftrag gibt und andere Teile selbst herstellt. Somit kann er mittlerweile auch ein beachtliches Teilelager für den Seitenwagen-Bereich aufzeigen:

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Das Firmenlogo des Schmiedefelders trägt das große "W". Das Lenkrad eines VW-Transporters. Robert Waldmann baut ihn komplett neu auf. Alles griffbereit für Old- und Youngtimer - hier das Radkappenlager.

Von der Feder bis zur Radkappe ist beim Karosseriebauer in Schmiedefeld alles erhältlich, was das „Seitenwagenliebhaber-Herz" begehrt. Dass Robert Waldmann auch gern tüftelt, zeigen seine verschiedenen Hilfsmittel und Details für die Produktion der Gefährte. Viele der Werkzeuge hat der 25-Jährige selbst hergestellt. Das passt zu seinem Charakter. Zielstrebig, ehrgeizig und genau sei er, sagt Freundin Agnes Hoffmann, die im Januar das erste gemeinsame Baby erwartet, in Bezug auf seine Arbeitsweise. Viel Zeit für große Hobbys bleibt dem Selbstständigen aktuell nicht mehr. „Früher bin ich selbst bei Rennen wie dem ,Lückendorfer Bergrennen' oder einem Lauf in Zschopau gestartet. Dazu komme ich jetzt aber leider immer seltener", berichtet Robert Waldmann, dessen Vater die Leidenschaft des Sohnes teilt und der selbst schon an sogenannten „Gleichmäßigkeitsfahrten" teilgenommen hat.

  Nah dran am Kunden:

Der Oldtimerliebhaber Robert Waldmann weiß, wie teuer eine komplette Instandsetzung für die Kunden, die mittlerweile aus ganz Deutschland kommen, sein kann. „Deshalb spreche ich im Vorfeld mit den Auftraggebern genau ab, welche Arbeiten sie eventuell gern selbst an ihrem Fahrzeug übernehmen wollen und was in meinen Aufgabenbereich fällt. Wenn ich an Aufträgen dran bin, schließe ich mich auch zwischendurch mit den Auftraggebern kurz, damit sie sich vom aktuellen Stand überzeugen können", so der Schmiedefelder, der bei Modellen wie zum Beispiel einem alten Mercedes-Cabriolet 170V aus den 1930er-Jahren zur Rekonstruktion auch viel Zeit in die Recherche stecken muss. Doch nicht nur die Wagen, welche die waldmannsche Garage verlassen, können viel erzählen. Auch die Geräte haben schon einiges erlebt — so etwa die Rollenglättmaschine, die zuvor dem Enkel des bekannten Ingenieurs Jørgen Skafte Rasmussen (1878 bis 1964) gehörte. Der aus Dänemark stammende Rasmussen schrieb im Erzgebirge in den 1920er Jahren als Kontrukteur und Unternehmer Geschichte des Automobilbaus.